Eine neue technische Idee revolutionierte gegen Ende des 18. Jahrhunderts das Druckwesen: Die Lithographie.
Franz Anton Niedermayr zählt ohne Zweifel zu den Pionieren der neuen Technik. In kürzester Zeit, weitgehend autodidaktisch und experimentierfreudig, konnte er der Lithographie bereits im Jahr 1801 großartige Ergebnisse abgewinnen. Die Entwicklung lag in der Luft – auch andernorts war man sich der prinzipiellen Möglichkeit des chemischen Drucks bewusst geworden; weit über bayerische Grenzen hinaus wurde mit Fetttinte und Gummiarabikum experimentiert.
Franz Anton Niedermayr hatte sich 1801 in der (noch) freien Reichsstadt Regensburg niedergelassen, außerhalb des Kurfürstentums Bayern, denn hier war er der erste und vor allem der einzige Lithograph. Der junge Niedermayr hatte erkannt, dass Regensburg ein gutes Pflaster für sein neues Geschäft sein könnte, und hier die erste Steindruckerei begründet. Aus demselben Jahr stammt der früheste erhaltene Steindruck Niedermayrs.
25 Jahre lang blieb er – mit einem Privileg ausgestattet – der einzige Lithograph in der Donaustadt, ehe ihm andere folgten. Erhalten haben sich aus der Anfangszeit des Unternehmens nicht nur zahlreiche Lithographien, sondern auch zwei Lithosteine, die in ihrer Art als einzigartig anzusehen sind. Franz Anton Niedermayr betrieb sein Geschäft äußerst erfolgreich, sorgte sich aber auch, ebenso erfolgreich, darum, das Unternehmen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Er war der Begründer eines Regensburger Familienunternehmens, das bis heute – in der sechsten Generation – weiterbesteht.
Bereits im 19. Jahrhundert reichten die Aufträge in Regensburg für die Ambitionen des wachsenden Unternehmens nicht aus und Niedermayr suchte neue Märkte. Zudem zwang die größer werdende Konkurrenz die Druckerei Fr. Ant. Niedermayr dazu, ihren wirtschaftlichen Rückhalt mit Aufträgen aus der näheren und entfernteren Umgebung Regensburgs zu sichern. Eine Stadtansicht Hemaus wurde ebenso gedruckt wie dänische Landschaften oder Leipziger Musikalien, oft in Zusammenarbeit mit hierzulande unbekannten Künstlern.
Weiterhin jedoch arbeitete die Druckerei in und für Regensburg. Die zahlreichen überlieferten Druckerzeugnisse von Visitenkarten, Speisekarten, Etiketten, Plakaten, Einladungen über Bücher, Kataloge und Prospekte entführen den Betrachter in zweihundert Jahre Geschichte von Regensburger Firmen, Geschäften, Restaurants, Verbänden und Personen. Sie sind ein Spiegelbild Regensburger Lebens und Alltags, wie es bisher noch nicht gezeigt werden konnte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Druckerei unter Fritz Helmberger vor einem schweren, durch Kriegsverluste notwendig gewordenen Neuanfang. Technische Neuerungen wurden dabei, wie schon in den vier Generationen vorher, aufgenommen und umgesetzt. Neue, größere Firmengebäude wurden errichtet und bezogen.
Und heute, unter der Leitung von Johannes Helmberger, ist die Druckerei Fr. Ant. Niedermayr zu einer der größten Offsetdruckereien Deutschalands avanciert. In ihrem Firmensitz im Südosten der Stadt Regensburg beschäftigt die Druckerei über 120 Mitarbeiter/innen. Es werden täglich 1.200 Tonnen Papier verarbeitet, eine Menge, die ausreicht, um die Altstadt von Regensburg jeden Tag überdecken zu können.
Nichts mehr erinnert heute an die alten Druckmaschinen. Lithosteine, wie sie der Firmengründer Franz Anton Niedermayr für seine ersten Musikalien benötigte, finden keine Verwendung mehr, die Technik hat sie längst überholt. Aber einer der ersten Steine aus der Zeit um 1803, der den Wachtenplan von Regensburg zeigt und mit dem Franz Anton Niedermayr sein Geschäft begann, können Sie heute in unserer Schauwerkstatt bewundern.